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Freitag, 30. März 2007

Schuhelja, Magierin


Die junge Magierin (erst knapp zwanzig und frisch aus der Akademie entlassen) macht fast immer auf ersten Blick einen harmlosen Eindruck. Äußerlich wirkt sie wie ein typisches Novadi-Mädchen, anmutig, mit langen dunklen Haaren und unschuldig blickenden dunklen Gazellenaugen, so dass andere Menschen – vor allem Männer – sie oft nur nach ihrem Äußeren beurteilen. Selbst ihre Familie, vor allem ihr Vater und ihre zahlreichen Brüder, verschlossen lange Zeit die Augen vor den „kleinen Unstimmigkeiten“, die einfach nicht zu dem Bild eines braven Novadi-Mädchen passen wollten. Wie zum Beispiel, dass ihre Geburt ausgerechnet während einer Sonnenfinsternis stattfand. Und die Tatsache, dass es ihr schon von klein auf jedes Mal gelang, zu bekommen was immer sie wollte und jeder, der ihr etwas verweigerte, unweigerlich von Bauchkrämpfen und Kopfschmerzen heimgesucht wurde, selbst als das Mädchen sich bereits anderen Interessen zugewandt hatte. Und dann ihr angeblicher unsichtbarer Spielgefährte und Berater, von dem sie immer wieder erzählte. Ihrer Beschreibung nach konnte es sich nur um einen entfernten Großonkel handeln – der war aber fatalerweise bereits gestorben, lange bevor Schuhelja geboren wurde…
Nachdem sich die unerklärlichen Vorfälle zu häufen begannen, tat Schuheljas Vater sein Bestes, um seine unheimliche Tochter noch im Kindesalter angemessen zu verheiraten und damit loszuwerden. Aber als auch der fünfte Bewerber nach einem kurzen Treffen die Flucht ergriffen hatte, wusste er sich keinen Rat mehr und willigte schließlich ein, Schuhelja auf eine Magie-Akademie zu geben. Natürlich war er mit Schuheljas Wahl der Akademie Dunkle Halle der Geister von Brabak überhaupt nicht einverstanden – wenn, dann hätte er sie lieber auf einer weißen Magie-Schule gesehen – aber nach etlichen Migräneanfällen blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auch damit abzufinden.
Schuhelja gefiel es auf der Akademie und nach den acht Jahren Regelstudienzeit bestand sie ihr Examen mit Bravour. Doch als sie nach der langen Zeit hinter den Akademiemauern wieder zurück ins wirkliche Leben kam, musste sie feststellen, dass auch eine fundierte Ausbildung und großes magisches Talent mangelnde Erfahrung und Unwissenheit in praktischen Angelegenheiten nicht wirklich ausgleichen können. Dass sie vor allem immer dann scheitert, wenn sie sich völlig sicher fühlt, irritiert sie ungemein und verleitet sie zu Ungeduld und blindem Drauflosstürmen. Ihr erster Weg nach der Entlassung aus der Akademie sollte sie in den Süden führen, dort wo das Grab ihres toten Beraters vermutet wurde, und wo sie an Ort und Stelle eine ordentliche Beschwörung durchführen wollte, um seine Seele noch fester an sie zu binden. Doch es kam alles ganz anders als geplant, sie geriet mit einer bunt gemischten Gruppe von Abenteurern in den Bann eines unlösbaren Fluchs, und als das Abenteuer glücklich überstanden und sie um einige Erfahrungen reicher geworden war, musste sie feststellen, dass sie inzwischen Gefallen an dem Abenteuerleben gefunden hatte. Sei es drum, das Grab und der Geist ihres Großonkels können ja noch ein wenig warten. Morgen ist auch noch ein Tag.

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